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[ 9. September 2019 von WildeMausXXL 0 Kommentare ]

WILDE MAUS XXL sagt TSCHÜSS – Nürnberg

Die Temperaturen waren herbstlich – das Feuerwerk farbenfroh – so ging das Volksfest in Nürnberg am Dutzendteich nach 17 Tagen jetzt zu Ende.

„Zweifelsohne bemüht sich der süddeutsche Schaustellerverband in der zweitgrößten Stadt Bayerns darum, diese Veranstaltung durch täglich wechselnde Aktionen mit Leben zu füllen und am Leben zu erhalten – mit einem Engagement das in Deutschland seinesgleichen sucht. Aber trotz des ganzen Lichtes, gibt es dennoch viel Schatten“,

sagt Firmenchef Max Johannes Eberhard.

Noch nie habe ich auf einem Festplatz soviel Zerstörungswut an der Achterbahn gesehen. Die milchbringenden Euter unserer Wiederkäuer seien demoliert, mehrere Laufparcours-Elemente zerstört, ganze Headsets seien während der Fahrt verschwunden. Noch nie haben so viele Gäste versucht, sich illegal Zutritt zum Geschäft zu verschaffen. Das sei schon eine bittere und teure Erkenntnis, so der 70jährige.

Auffällig seien zudem zwei Tendenzen: Gebe es dramatische Preisreduzierungen – Familientage mit 50 Prozent Preisnachlass oder Ladies Night (Ein-Euro-Fahrten) – sei der Platz mit Menschen gefüllt. Tatsache sei aber auch, dass die vor Jahren initiierten Thementage- wie Südtirol meets Frankenland oder Rosa Monday – nur noch für Festzeltbetriebe funktionieren. Damit seien in der Meistersingerstadt Superangebote zu einem probaten Mittel geworden, Menschen auf den Platz zu locken.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Frankenmetropole zu einem Multi-Kulti-Hotspot entwickelt. Annähernd jeder zweite der fast 550.000 Einwohner weist einen Migrationshintergrund auf. Der Ausländeranteil beträgt derweil 22 Prozent.

„Migration und Integration müssen hier – mehr noch als andernorts – damit auch auf dem Volksplatz gelingen. Und hier offenbart sich ein großes Dilemma“,

sagt der Hamburger, der bereits viele Feste hat schleichend sterben sehen.

Gelingt das nicht, bleibt am Ende das letzte zahlungskräftige Klientel weg. Nehmen die Rabatt-Aktionen zu, bleiben Großanlagen mit hohem Kostenpotential weg – die Wilde Maus XXL hat 25 Transporte. Gibt es keine attraktiven Anlagen mehr auf dem Platz, wird es dem Veranstalter nur schwer gelingen für mediale Aufmerksamkeit zu sorgen. Gibt es keine Presseberichterstattung mehr, muss Eigen-Werbung her – noch teurer und noch unglaubwürdiger. So sind unzählige Feste in Deutschland in eine unaufhaltsame Abwärtsspirale geraten.

Der Schaustellerverband in Nürnberg hat diese Entwicklung sicherlich längst erkannt – warum sonst gibt es Comic- und Oldtimer-Paraden auf dem Platz, Job-Börsen im Riesenrad, Backstage-Touren und vieles mehr.

„Aber viele der Maßnahmen sind in unserer schnelllebigen Zeit nicht mehr geeignet, den Besucherschwund zu stoppen. Wir müssen viel schneller neue Mittel ausprobieren und den Mut haben, diese bei Misserfolg sofort wieder einzustellen. Nachdem Motto: Versuch macht klug!“,

resümiert Eberhard.

Übrigens: Auch am Ende dieser Veranstaltung sagen wir einer weiteren Großanlage Tschüss. Sie verlässt für immer die deutschen Festplätze.

„Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende.” (Oscar Wilde)

Auf geht’s nach Oldenburg…(ag)