Düsseldorf Express/WZ vom 13. Juli von Nathalie Riahi
Max Johannes Eberhard (69) aus Hamburg bringt in diesem Jahr erstmals die „Wilde Maus XXL“ auf die Düsseldorfer Rheinwiese. Das Fahrgeschäft ist eine Event-Achterbahn für die ganze Familie, bei der der Besucher zum einen die klassische Wilde-Maus-Achterbahnfahrt mitmachen kann. Zum anderen mit einer Virtual Reality-Brille die gleiche Fahrt völlig anders erleben kann. Wir sprachen mit dem Schausteller.
Herr Eberhard, welches war das erste Fahrgeschäft, mit dem Sie hier auf der Rheinwiese standen – und wann?
Es war im Jahr 1973. Mein Vater und ich standen mit unserem Fahrgeschäft „Swing Up“ auf der Rheinwiese. Es war ein Familiengeschäft für Sechs- bis Siebzigjährige. „Swing Up“ hatte hängende Arme statt Ketten, daran hingen die Zwei-Personen-Gondeln, die mit einem Luftzylinder nach außen geschossen wurden. 1983 stand ich mit dem fliegenden Teppich „Rainbow“ dort, 1992 mit „Evolution“, 1995 als Mit-Eigentümer mit der kleinen „Wilden Maus“ – und 1996 mit dem Überkopfgeschäft „Airwolf“.
Auf der Düsseldorfer Rheinwiese bin ich also schon seit 45 Jahren. Unsere Firma gibt es seit 1899, mein Sohn ist die 5. Generation.
Was bedeutet Ihnen die „Größte Kirmes am Rhein“?
Eberhard: Diese Kirmes ist in Deutschland wirklich für alle etwas Besonderes. Zum einen ist es die hohe Identifikation der Düsseldorfer mit dem Fest. Das ist beispielhaft und herausragend. Man spürt, dass in Düsseldorf Tradition gelebt wird. Eine Tradition, die zudem immer aufgefrischt wird. Dazu gehört auch die einmalige Idee, Schausteller im Rathaus für ihre Verdienste auszuzeichnen. Ich selbst durfte mich über diese Auszeichnung zum „Schausteller des Jahres“ 2003 freuen. Zum anderen haben die Besucher dieser Kirmes zu 99 Prozent eine positive Grundstimmung. Es ist ein Familienfest. Und das natürliche Ambiente des Festplatzes, der gleich am Rhein mit Blick auf die Altstadt liegt, ist einfach grandios.
Was war das Außergewöhnlichste, was Sie hier erlebt haben?
Es war im Jahr 1992, als ich in Düsseldorf die Weltpremiere mit dem größten Flugkarussell der Welt feierte, dem „Evolution“. 40 Meter hoch, 64 Personen pro Fahrt. Weil der TÜV sich selbst nicht über den Weg traute, dauerten die Nachprüfungen bis Donnerstagabend in der Spielwoche. Der Kirmes-Pastor betete sogar für mich! Leute aus ganz Europa waren angereist, zelteten auf dem Platz, um als erste mit zu fahren. So etwas gab es danach nie wieder. Vier Jahre hatte ich den Karussell-Dino, der einen 400 Tonnen-Kran zum Aufbau brauchte. Mittlerweile steht Evolution in einem Freizeitpark in Texas.
Wie haben sich die Kirmesplätze und das Angebot der Schausteller für die Besucher in den vergangenen Jahren verändert?
Große, schwere Geschäfte wie der „Airwolf“, der 38 Personen pro Fahrt beförderte, dessen Mittelteil aber 70 Tonnen wiegt und Überlänge beim Transport hat, werden seltener. Die Kosten explodieren bei Transport und Logistik. Die Geschäfte werden kleiner, also befördern weniger Gäste. Düsseldorf hat immer die besten Karussells Europas. Aber auch hier gibt es den Trend zur Gastronomie. Auch auf diesem Gebiet ist Düsseldorf unglaublich vielfältig. Allein mit dem Tiroler und Französischen Dorf.
Sie haben mit der neuen Wilden Maus XXL samt VR-Brille ein völlig neues Karussell-Erlebnis geschaffen. Wie kamen Sie auf die Idee?
Die Wilde Maus XXL ist eine Event-Achterbahn, die viele Erlebnisse bietet. So erwartet die Besucher nach dem Eingang ein 80 Meter langer Laufparcours, der den Gästen das Warten versüsst. Jeder kann mitmachen. Die VR -Technologie habe ich in Freizeitparks erlebt, u.a. im Europa-Park. Das Erlebnis dieser Fahrt hat mich persönlich fasziniert. Jetzt musste ein Film her, der zum Thema der Bahn und der Schienenführung passte. Über ein Jahr hat die Entwicklung gedauert. Aber nun klappt es hervorragend. Der Kunde hat jetzt die Wahl – zwischen zwei völlig verschiedenen Fahrten.
Wie oft gehen Sie selbst auf die Wilde Maus XXL und wie fahren Sie am liebsten: mit oder ohne VR-Brille?
Ich finde beides toll. Und wenn ich Lust habe, fahre ich jeden Tag. Trotz meiner 69 Jahre stehe ich für Innovation, aber auch für Tradition. Das Schönste ist, die strahlenden Gesichter der Gäste zu sehen, wenn sie ins Tal fahren und dabei laut quieken. Bei uns im Geschäft gibt es nur einen Streitgrund: Die Kinder zerren den Eltern am Ausgang an den Ärmeln, weil sie noch mal fahren wollen.
Wie sehen Ihrer Meinung nach die Fahrgeschäfte der Zukunft, etwa in 20 Jahren aus?
Höher, schneller, weiter – jahrzehntelang der Antrieb auch vieler Karussellfabriken – hat den Zenit erreicht. Meine persönliche Einschätzung: Weniger Thrill, dafür mehr Familienspaß.