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Pressestimmen
[ 26. Juli 2019 von WildeMausXXL 0 Kommentare ]

Max Johannes Eberhard im Gespräch

Die Wilde Maus XXL wird zur 535. Cranger Kirmes im August 2019 zum zweiten Mal in Crange ihre Runden drehen, zum ersten Mal als Event Achterbahn. Sie ist die größte transportable Wilde Maus überhaupt (halloherne berichtete). Am Freitag (26.7.2019) war der Chef der Achterbahn, der Hamburger Max Johannes Eberhard (70), unser Frühstücksgast in der halloherne Redaktion am Kuckucksweg. Es war eine amüsante Zeit, da Max Eberhard in den 50 Jahren als Schausteller, eine Menge zu erzählen wusste. Es war ein amüsantes und kurzweiliges Frühstücks-Gespräch, und wir nutzten diese Zeit natürlich auch zu einem Interview:

Herr Eberhard, Sie sind seit Jahren mit den unterschiedlichsten Fahrgeschäften Gast auf Crange. Was war Ihr erstes Fahrgeschäft, mit dem Sie nach Crange kamen?
Das erste Fahrgeschäft war der Swing-Up. Unvergesslich. Die Leute haben es geliebt. Ein Klassiker, der zehn Jahre lang auf Crange wie die Feuerwehr gefahren ist. Es ist schon fast 50 Jahre her und es kommt mir wie gestern vor. Ich bin sogar kürzlich in die Schweiz gefahren, um den letzten reisenden Swing-Up dort noch einmal zu erleben….so ist das mit der Karussellseele. Jedes Geschäft hat so seine Zeit. Und der Zeitgeist entwickelt sich derzeit rasant.

Was reizt Sie an Crange?
Die Kirmes ist ein High-Light in Nordrhein-Westfalen. Es ist eben noch ein richtiges Volksfest – und viele gibt es ja nicht mehr davon in Deutschland. Auch eine bedauerliche Entwicklung.

Die Maus XXL gastierte hier 2016. Nun heißt sie Event-Achterbahn. Warum?
Die Bahn bietet dem Publikum vielfältige Möglichkeiten. Hinter dem Kassenbereich geht es über einen fast 100 Meter langen Laufparcours mit 23 Belustigungs-Elementen hinauf zu den Gondeln. Erst dort beginnt die Achterbahnfahrt. Eltern, die kleinere Kinder haben, können unseren Kuhstall besuchen. Die gefleckten Wiederkäuer kann man einfach nur streicheln. Oder sie steigen in ein lustiges Wett-Melken ein. Zwei Euro in die Milchkanne und vier Liter simulierte Milch aus den liebevollen Viechern holen – schon haben die Besucher eine Achterbahnfahrt gewonnen. Und unsere aktuelle Attraktion 2019 entwickelt sich zu dem Fotomotiv schlechthin – der Bauer Willy – mit einer Gesamthöhe von fast 13 Metern. Der skurrile Landwirt passt auf unsere durchgeknallten Farmtiere auf. Sie können die Bahn eben auch mit allen Sinnen erleben, ohne Sie fahren zu müssen. Die Wilde Maus XXL ist eben auch optisch schon ein Event.

Und jetzt gibt es auch noch VR. Wie funktioniert das? Wer darf damit fahren?
Die Virtuell Reality Fahrten sind ein zusätzliches Angebot. Das heißt, die Besucher erhalten vor dem Einstieg ein Headset mit einem eingebauten Handy. Statt der klassischen Achterbahnfahrt sehen die Fahrgäste einen extra für die Bahn entwickelten Film, der genau synchron auf die Schienenstrecke mit all ihren vielen Kurven und Tälern abgestimmt ist. Was sich einfach anhört, hat zwei Jahre Entwicklungszeit und annähernd 700.00 Euro gekostet. Die Fahrt ist noch mal ein bisschen rasanter. Der TÜV hat deswegen ein Mindestalter von 12 Jahren vorgeschrieben.

Das heißt, dass die Menschen jetzt die Wahl zwischen zwei angebotenen Fahrten haben?
Genau. Vielfalt erleben – das Motto der Wilden Maus XXL. Jeder Gast kann entscheiden, will er die Realität oder die Vision. Eine Strecke – zwei ganz unterschiedliche Fahrten. Es ist unfassbar, aber wirklich nicht zu vergleichen.

Was kosten die Fahrten auf der Wilden Maus XXL?
Erwachsene zahlen 6 Euro- Personen unter 140 cm 4 Euro. Die VR-Fahrt kostet 2 Euro extra.

Wenn ich mich für die Fahrt mit der Brille entscheide, interessiert mich: Wurde das VR-Headset nach Gebrauch meines Vorgängers gereinigt?
Das ist doch selbstverständlich. Jede Brille wird nach der Fahrt desinfiziert und anschließend geladen.

Wie wird das Angebot angenommen?
Die Resonanz ist großartig. Von Platz zu Platz nimmt der Kreis der Interessierten zu. Eine spannende Beobachtung: Es sind keineswegs nur Jugendliche, die das Angebot abrufen. Gerade Menschen, die in der IT Branche, mit den digitalen Medien arbeiten, sind sehr affin für diese Form der Fahrt. Aber auch die Best Ages, die noch die Holzversion der Wilden Maus in ihrer Kindheit erlebt haben, probieren die High-Tech-Version aus.

Das heißt, wir haben bald eine digitale Kirmes? Wohin geht die weitere Entwicklung?
Eine spannende Frage. Wenn man alle Facetten dieser Frage beleuchten wollte, müsste man wohl ein Wochenend-Seminar dafür ansetzen. Nun ja, viele Kollegen setzen ja bereits digitale Techniken und Effekte ein, wie zum Beispiel der Laser-Pix. Es wäre einfach dumm, diese Entwicklung zu ignorieren, es geht darum sie auf der Kirmes zu integrieren und neue Geschäftsideen zu entwickeln. Wenn diese Technologie billiger wird, denke ich, wird sie möglicherweise sogar in Kindergeschäften zum Einsatz kommen. Fast jedes Vorschulkind kann heute bereits ein Tablett bedienen. Es wird unaufhörlich weitergehen, das macht mir nicht so große Sorgen….

… was treibt Sie denn um???
Fahrgeschäfte und Attraktion verschwinden von den Festplätzen. Anlagen werden ins Ausland verkauft. Nun, die Kirmes in Crange ist 2019 selbst davon betroffen. Wir haben jahrelang auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht. Die Personalsituation ist katastrophal. Sie finden eigentlich gar kein qualifiziertes Personal mehr – in ganz Europa nicht mehr, dass auf der Reise arbeiten will. Die sicherheitstechnischen Auflagen nehmen überproportional zu. Dazu kommen die logistische Herausforderungen. Die Speditionsbranche klagt über den Mangel an Lkw-Fahrern. Davon sind wir auch betroffen. Die Kosten in diesem Bereich steigen ebenfalls exorbitant. Bisher wurde dieser Tatbestand immer als „Jammerei auf hohem Niveau“ abgetan – aber so viele Geschäfte wie in dieser Spielsaison sind in meiner 50-jährigen Berufspraxis noch nie gleichzeitig von der Kirmes verschwunden. Die hohen Kosten befeuern die Preise. Wir müssen alle zusammen aufpassen, dass wir ein Volksfest bleiben.

Das sind düstere Aussichten….
Nein. Das sind Fakten. Das weltgrößte Schützenfest in Hannover lockt große Betriebe mit dem Versprechen in die Landeshauptstadt, das Sponsoren die Platzgebühren übernehmen. Uns droht eine Kollision mit der Realität….Wir müssten nur endlich mal anfangen, dagegen zusteuern. Ich sag ja, das Thema hat viele Facetten…. aber jetzt freue ich mich auf eine lustige Kirmes in Crange.

Vielen Dank für das Gespräch….