Max Johannes Eberhard auf dem Bremer Freimarkt im Gespräch mit dem „Komet“
Als erste transportable Achterbahn der Welt bietet die WILDE MAUS XXL den Besuchern eine virtuelle Reise an. In der hanseatischen Metropole an der Weser ging das VR-Projekt erstmals an den Start. Firmenchef Max Johannes Eberhard (69) zieht exklusiv im Komet eine Bilanz.
Herr Eberhard, Sie haben im Vorfeld der VR-Weltpremiere in Bremen kaum die Werbetrommel für die virtuelle Reise gerührt. Warum nicht?
Nun ja. Trotz unzähliger Testfahrten bleibt gerade beim Einsatz einer so modernen Technologie in einem transportablen Geschäft immer auch ein Risiko im Alltagsbetrieb. Ich gestehe, die Hardware kann ich besser kontrollieren als die Software. Aber in Bremen lief das System einwandfrei und das Handling mit den Brillen ging reibungslos.
Und wie war die Resonanz?
Besser als erwartet. Besonders hat mich aber das Interesse zahlreicher Veranstalter gefreut, deren anfängliche Skepsis in regelrechte Euphorie mündete. Und so geht es fast allen. Für die jüngeren Gäste ist die virtuelle Welt kein Abenteuerland mehr. Jedes Jahr steigt die Zahl der Virtual Reality Nutzer. 90 Prozent der Deutschen kennen den Begriff. Jedes Jahr kommen immer bessere Headsets auf den Markt. Das Sichtfeld wird immer größer. So liefert die VR-Fahrt heute wirklich ein ganz anderes, einzigartiges Mittendrin-Gefühl. Mit der klassischen Achterbahnfahrt hat das nichts mehr zu tun.
Das heißt, sie bieten jetzt auf einer Schiene zwei unterschiedliche Fahrten an?
Ja. Genau. Darin liegt die Faszination, die ich in Freizeitparks rund um den Globus beobachtet habe und die mich beeindruckt hat. Die Wilde Maus XXL erweitert das Repertoire. Wir machen den Menschen verschiedene Angebote. Die Kunden können nach wie vor über die klassische Schienenstrecke flitzen oder eben mit einer fliegenden Ente Dizzy und einem sprechenden Fuchs Dusty in andere Welt eintauchen. Das gilt auch für das Laufgeschäft. Keiner muss über wackelnde Brücken und schwimmende Baumstämme. Es gibt auch einen Alternativeingang zur Bahn. Der Gast hat die Wahl – komplettes Entertainment oder puristisches Vergnügen. Unser neues Motto heißt: Vielfalt erleben.
Aber es gibt Menschen, die beim Blick durch die Brille nicht selten über Schwindelgefühl oder Kopfschmerzen klagen. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Die Technologie ist heute weit fortgeschritten. Durch die perfekte Synchronisation zwischen der realen Bewegung der Gondel und der virtuellen Fahrt sind diese Beschwerden bisher nie aufgetreten. Aber das ist auch wirklich sehr entscheidend für ein grenzenloses Vergnügen. Wir haben aber auch mit vielen Testfahrern, die bis zu 20mal hintereinander die Strecke absolviert haben keine Negativerfahrungen gemacht.
Und wie gehen Sie das Problem mit der Hygiene an?
Es versteht sich von selbst, dass die Brillen nach jedem Einsatz desinfiziert werden. Es sind ausreichend Headsets vorhanden, so dass dieser Vorgang wirklich gewissenhaft von extra eingesetztem Personal durchgeführt werden kann.
Herr Eberhard, Sie haben 40 Jahre Berufserfahrung. Wird sich VR auf Volksfesten durchsetzen?
Das wird stark davon abhängen, ob die Produktionskosten für hochwertige Filme in absehbarer Zeit erschwinglich werden. Wenn Sie mit einem Investitionsvolumen von 100.000 Euro ein älteres Schienengeschäft demnächst eine neue Attraktivität verleihen können, dann spielt sich vielleicht hier ein Teil der Zukunft im Achterbahnsektor ab. Denn ein neues spektakuläres Schienengeschäft kostet in der realen Welt ein Vielfaches – wie wir alle wissen.
Und in welches Vorhaben realisieren Sie als nächstes an der wilden Maus XXL?
Jetzt starten wir erstmal mit der virtuellen Welt durch. In der Optimierung dieses Themas steckt noch viel Zukunft. Vor zehn Jahren hätten wir uns nicht vorstellen können, dass Menschen mit einem kleinen Smartphone rund um die Welt verbunden sind. In Dubai werden heute die ersten Menschen mit einer Drohne befördert. Ich weiß nicht, was als nächstes kommt. Aber es ist wohl nicht schlau, sich allen Neuerungen zu verschließen. Das Volksfest hat zu jedem Zeitpunkt allen Menschen ein sehr unterschiedliches Angebot gemacht. Auf den Oldie Wiesen in München genieße ich jedes Jahr mit meiner Frau „die Fahrt ins Blaue“ – das ist noch ein bisschen älter als ich selbst. Macht auch immer noch Spaß.